Wie man Straßenmusik heutzutage richtig macht

In meinem letzten Artikel habe ich die Magie hinter den Wohnzimmerkonzerten entlüftet. Sehr viel Gemeinsamkeiten entsteht zu der Straßenmusik. Straßenmusik kann triste U-Bahnhöfe in eine lebendige Stage verwandeln. Sie gehören zum Stadtbild wie eine Litfaßsäule, vor allem in Berlin. Dennoch werden Straßenmusiker oft übersehen und unterschätzt. Diese Kunstform ist aber genauso kulturell wertvoll wie z.B. ein Theater oder eine Oper. Soloentertainer, Instrumentalisten und Sänger*innen etablierten sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als eine Form der Kleinkindkunst. Sie präsentieren bis heute ihre Fähigkeiten an öffentlich zugänglichen Plätzen und lassen sich durch den Münzwurf in einen Hut oder Instrumentenkoffer entschädigen. Einige unter Ihnen verkaufen aber auch gleichzeitig CD’S, EP’S oder Mixtapes zu einem meist geringen Preis, um so ihre Bekanntheit zu steigern und gegebenenfalls die Produktionskosten wieder reinzuholen.

Was bewegt Musiker dazu auf die Straße zu gehen?

Oft steht der finanzielle Aspekt nicht im Mittelpunkt. Viele Musiker wollen nicht alleine zu Hause oder im Proberaum musizieren, sondern ihre Fähigkeiten vor einem neutralen und gemischten Publikum präsentieren. Dazu kommt der Lerneffekt (z.B. Interaktion mit dem Publikum), sowie Aufmerksamkeit und Anerkennung. Viele erfolgreiche Musiker aus verschiedenen Genres, vor allem aber Rock und Jazz haben als Straßenmusiker gestartet. Wenn man aber den Motivationsaspekt betrachtet kann man wirklich nichts ausschließen. Reisekostenfinanzierung, sowie oben bereits genannte Refinanzierung der Produktionskosten einer CD, Promotion, oder einfach Spaß am öffentlichen musizieren sind hier treibende Faktoren. Von Rap, Breakdance, Field – Recording, brasilianischen Emboladas, Volksliedern, klassischer Musik oder Jazz kann sich ein jeder in der Straßenmusik wiederfinden.

Sollte ich auch Straßenmusik machen?

Definitiv! Wenn du z.B. gut Gitarre spielst, nicht schüchtern und verkrampft bist, hast gut gute Chancen und triffst auf offene Ohren. Die Bevölkerung freut sich wenn etwas Abwechslung in ihren, oft sehr stressigen, Alltag kommt und ist auch gewillt dies angemessen zu belohnen. Deshalb solltest du, wenn du dein Talent gern mit anderen teilen möchtest, die Option nicht ausschließen!

Straßenmusik

Was verdiene ich als Straßenmusiker?

Einen Durchschnittswert, sowie einen genau berechenbaren Stundenlohn gibt es nicht. An manchen Tagen verdient man nicht einmal 5€ pro Stunde, an andern aber bis zu 30€ pro Stunde. In Berlin könnt Ihr bei der BVG auch ein Musikerticket zum Preis von 7,50€ erlangen, inklusive Hin- und Rückfahrt. Wenn Geld euer Antrieb ist, solltet ihr es wohl besser bleibenlassen. Reich wird man im Normalfall nämlich nicht damit. Obwohl ich auch schon Geschichten gehört habe wo genau das Gegenteil eingetroffen ist, wäre es hier nicht richtig euch zu sagen, dass es sich geldtechnisch lohnen würde.  Seht es eher als Chance auf konstuerktives und direktes Feedback.

Wo kann ich Straßenmusik legal machen?

Grundsätzlich geht es bei Straßenmusikanten nicht vordergründig darum auf der Straße zu spielen, sondern vor Publikum. Mache dir also Gedanken darüber, welche Plätze stark frequentiert sind, also wo viele Menschen regelmäßig vorbeikommen. Du solltest auch darauf achten, dass Passanten eine Möglichkeit haben kurz zu stoppen um deiner Musik zu lauschen. Daher ist ein überfüllter Platz nicht das richtige. Gute Standpunkte bieten sich oft in der Nähe von öffentlichen Plätzen und Einkaufsstraßen. Spiele dort wo du denkst, dass deine Musik gewertschätzt wird, wie beispielsweise vor einer Musikschule.

Zu welchen Zeiten sollte ich Straßenmusik machen?

Topzeiten sind selbstverständlich die sonnigen, warmen Tage, wenn alle Leute draußen sind. Nachmittag bis früher Abend ist auch sehr lohnend, sowie Wochenenden. Am besten ist es, wenn ein sonniges Wochenende in die Ferien fällt – ideal. Es ist auch ratsam sich an andere Veranstaltungen zu halten, wie zum Beispiel Floh- oder Weihnachtsmärkte und touristische Sensationen wie Museen, beliebte Plätze, Restaurants, etc. Im Frühling und Herbst sind die Zeiten sehr günstig, auch zu Weihnachten haben die Leute ein lockeres Portemonnaie. Der Beste Wochentag für Straßenmusik ist der Samstag. Allgemein sollte aber gelten, dass wenn dir danach ist und du das Gefühl hast auf die Straße zugehen, halte dich nicht an diese Vorgaben.

Was nehme ich mit und welches Equipment lasse ich lieber zuhause?

Allem voran sollte dein Equipment praktisch und handlich sein. Typisch ist es mit Instrumenten wie Gitarre, Violine, Trompete, Akkordeon oder einfach nur mit deiner Stimme zu sein. Natürlich gibt es auch Wege ein Klavier zu transportieren, sich um Strom für ein E-Piano/ Keyboard zu kümmern, jedoch sollte man hierzu eine Kosten/Nutzen Überlegung anstellen.
Dann doch lieber aus leeren Eimern trommeln bauen. Falls du aber auf Elektronik nicht verzichten kannst, empfiehlt sich z.B. aufgrund der Stromproblematik ein batteriebetriebener Versärker, mit Eingängen für Mikro und Gitarre / Keyboard, Reverb, Delay und Chorus-Effekt, welche auch gut transportierbar ist.

Tipps damit sich das Musizieren auf der Straße für dich lohnt

  1. Künstlername und Link zu eurer Webseite erkenntlich und deutlich platzieren
  2. Nicht aus der Ruhe bringen lassen, nicht verunsichern lassen
  3. CD´s und Merchandise sollten ausliegen
  4. Positioniere einen Hut oder Koffer an einem sinnvollen Platz, nicht zu weit von dir, damit du reagieren kannst
  5. Um positiv in Erinnerung bleiben musst du deine Kreativität spielen lassen und dir etwas Ausgefallenes und Besonderes ausdenken

Straßenmusik

Was gibt es für Rechtliche Aspekte zu beachten?

Leider gibt es keine nationale Regelung, sondern von Region zu Region variierende. In Metropolen gibt es oft festgesetzte Regelungen über Ort und Zeit. Daher solltest du dich ausführlich über die Rechtsgrundlagen von Straßenmusik in deiner Region informieren bevor du startest. Für alle Berliner z.B. sind diese Regelungen einmal getroffen worden an welche du dich halten solltest:

  • du darfst nicht nachts und nicht während der Mittagsruhe spielen
  • dein Set sollte nicht länger als eine Stunde gehen
  • du musst einen Abstand von 20m zum nächsten Wohnhaus einhalten, sowie 60m zu empfindlichen Einrichtungen
  • nicht an einer Kirche oder Schule, wenn diese geöffnet ist

Hier kannst du dir noch einmal alle Rechtsgrundlagen durchlesen. Solltest du diese nämlich missachten, könnten hohe Strafen auf dich zukommen.

Wann benötige ich als Straßenmusiker keine Genehmigung?

Ein Vertrag zwischen „GEMA“ und „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“ besagt, dass auf GEMA – Ansprüche bei Straßenmusik verzichtet wird. Dinge auf die man achten muss sind daher z.B. das Lärmschutzrecht und das Straßenrecht, aus welchem sich grundlegende Regeln ableiten lassen.
Beispiel: Ein Musiker ohne Verstärker darf nicht länger als 30 Minuten auftreten, maximal 60 Minuten an einem Ort an welchem die Entfernung zum nächsten Wohnhaus mindestens 20 Meter beträgt. Eine behördliche Freistellung für den Lärmschutz ist nicht erforderlich. Wenn du aber einen Gitarren Koffer mit Geld und ausgelegten Verkaufs CD’S hast, sind Lizenzgebühren sowie spezielle Nutzungsgenehmigungen zu zahlen.

Fazit

Straßenmusik fördert deine persönliche Weiterentwicklung als Künstler enorm! Wenn du es schaffst ein völlig willkürliches Publikum für dich zu begeistern, kannst du sicher auf jeder anderen Bühne auftreten. Reich wirst du mit der Straßenmusik nicht, aber du kannst Fans gewinnen, dir einen Namen auf der Straße machen, Erfahrungen Sammeln, konstruktive und direkte Kritik annehmen und dich weiter perfektionieren. Künstler wie AnnenMayKantereit haben auch als Straßenmusiker angefangen und touren heute durch ganz Deutschland. Wer sich näher mit dem Phänomen Straßenmusik und derer Entwicklung in Berlin beschäftigen will, sollte diese musikethnologische Feldstudie lesen, welche ich als Inspiration für diesen Artikel genommen habe.

Du möchtest mehr Artikel für dich und deine Band lesen? Dann stöbere jetzt in unserer Kategorie rund um deinen Bandalltag.