Musikreview: „Long Long Road“ von Arthur Brown

Arthur Brown: Das Feuer brennt noch

Von Altersschwäche keine Spur – pünktlich zu seinem 80. Geburtstag beschenkt Rock-Urgestein Arthur Brown sich und die Musikwelt mit einem neuen Album. Der ausgeflippte Brite mit dem brennenden Helm hat mit „Long Long Road“ wieder einmal einen schmackhaften Cocktail aus Blues, Prog und Psychedelia zusammengerührt. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.

InterpretArthur Brown
AlbumLong Long Road
Veröffentlichung24. Juni 2022
GenreArt Rock
LabelProphecy Productions
Tracks9
Bewertung der Redaktion10/10
Spieldauer40 Min

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Shock-Rock der ersten Generation

„I Am The God Of Hellfire, And I Bring You FIRE!” – ikonischer hat ein Song selten angefangen. Und selten war ein Song so erfolgreich für den Urheber. Denn heute wird der 80-jährige Engländer leider fast nur noch mit diesen Zeilen in Verbindung gebracht. Was schade ist, denn in seiner mittlerweile 54 Jahre umfassenden Karriere hat er so einiges gerissen. Angefangen damit, dass er ein gesamtes Unter-Genre erschaffen hat. Ohne Arthur Browns extravaganten und gruseligen Show-Einlagen wären Top-Schock-Acts wie Alice Cooper, King Diamond oder Kiss wahrscheinlich nur schnöde Rockbands mit Jeans und T-Shirt. Als Arthur 1968 erstmals mit einem prähistorischem Corpse Paint und einem in Flammen stehenden Helm auf der Bühne stand und in schrillem Falsett ‘I Put A Spell On You’ sang, veränderte er den Lauf der Musikgeschichte.

Cover "Long Long Road"
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Seitdem veröffentlichte er unentwegt fantastische Musik – mal als Crazy World Of Arthur Brown, mal Solo und manchmal in komplett anderen, verrückten Projekten. So konnte man den aus dem beschaulichen Yorkshire stammenden Musiker schon bei Aufnahmen von Gruppen wie dem Alan Parsons Project oder den Pretty Things hören, war neben Eric Clapton im The Who Film „Tommy“ zu sehen und stand auf der Bühne mit Hawkwind und Emerson, Lake & Palmer. Und das sind nur ein paar Beispiele – die Liste ist schier endlos.

Eine weitere Kreuzung in der langen Straße

„Long Long Road“ ist daher definitiv ein treffender Name für sein fünftes Solo-Album (beziehungsweise sein elftes Album, wenn man die Crazy World-Sachen mit einbezieht). Und es ist ein zeitloser Mischmasch aus musikalischen Bewegungen, Grusel, Humor und Kreativität. Dass der gute Mann das Rentenalter längst überschritten hat, lässt sich zu keiner Minute erahnen – vielmehr versprüht er eine Vitalität und Aussagekraft, die jeden Mittzwanziger alt aussehen lässt.

Schon der mit Donnergrollen beginnende Opener ‘Gas Tanks’ ist typisch Arthur Brown: ein proggiger Rock-Track, mit Flötenuntermalung, wilder Orgel und einem sich in den Exzess steigernem Refrain. Aber im Vergleich zu dem, was noch auf der Platte kommen wird, ist das bloß ein Appetithäppchen. ‘Coffin Confessions’ lässt sich in absolut keine Schublade stecken. Einfache Akustik-Akkorde und die omnipräsente Hammondorgel begleiten Arthur wie er düstere, aber auch komische Poesie vorträgt. Verdammt schräg – aber verdammt auch verdammt gut!

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Grusel-Blues

Von da an wird es etwas bluesiger. ‘Going Down’ klingt nicht nur vom Namen her nach den Doors – auch musikalisch fühlt man sich hier, als hätte man sich auf einem Acid-Karneval mit Morrison und Manzarek verlaufen. Sehr pschedelisch, treibend und auf gleiche Art und Weise beunruhigend wie beruhigend. ‘I Like Games’ ist jedoch die pure Blues-Packung. Slide Gitarre inklusive. Arthurs Stimme, die zwar nichts von ihrer Wirkung verloren hat, aber doch etwas rauer geworden ist, passt hervorragend zu diesem staubtrockenen Mississipi-Stampfer.

Und als wären nicht ohnehin schon genug Banger auf dem Album, folgen noch weitere Highlights. Mal etwas heavier, wie auf ‘Shining Brightness’, mal episch ausufernd wie auf der mahnenden Weltuntergangsmessage, die der Titel-Track ist. Arthur Brown hat sich mit „Long Long Road“ selbst übertroffen. Offenbar ist er noch lange nicht damit fertig, uns geniale Alben zu liefern. Und wir freuen uns!


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Autor*in

Egal ob bei Konzerten, im Proberaum oder Zuhause vor der Anlage – Musik ist für Simon alles. Da er in seiner Freizeit deshalb sowieso schon alle zutextet, hat er es sich auch noch zum Beruf gemacht.