Es gibt Bands, die schon so lange am Start sind, dass sie zur beliebten Alltäglichkeit in der Musikbranche gehören. Die britische Formation Magnum begeht dieser Tage ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Passend dazu erscheint das 22. Album, „The Monster Roars“. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.

Von der Hausband zum eigenen Stil

Gegründet wird Magnum in Brimingham von Gitarrist Tony Clarkin und Sänger Bob Catley, die beide seitdem ohne Unterbrechung in der Band spielen. Magnum startet als Hausband in Birminghams berühmtem Nachtclub Rum Runner, später die Heimat von Duran Duran. Die Band beginnt, ihren eigenen Stil zu entwickeln und vorzustellen, indem sie 1976 bei einem Auftritt Clarkins Songs spielt. Einige Besetzungswechsel erfolgen und der spätere Bassist des Electric Light Orchestras Dave Morgan stößt dazu. Im Jahr 1975 bekommen Clarkin und Dave Morgan das Angebot, beim Bau eines Studios zu helfen. Clarkin will nicht mit Geld, sondern mit Studiozeit bezahlt werden. So entstehen erste Demos. Dennoch arbeiten Magnum weiter als Begleitband für Del Shannon. Sie erhalten einen Plattenvertrag und dürfen im Vorprogramm von Judas Priest spielen, was ihnen erstmalig eine etwas größere Beachtung einbringt.

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Vom „Kingdom Of Madness“ zu „On A Storyteller’s Night“

Magnums Debütalbum „Kingdom Of Madness“ wird Ende 1978 veröffentlicht und erreicht auf Anhieb Platz 58 der UK-Charts, was ihnen auch den Support auf der Whitesnake-Tournee ermöglicht. Das 1979 folgende „II“ hingegen kann sich nicht in den Charts positionieren und es scheint, als wäre doch kein Interesse und Markt für den eigenen Hardrock-Stil vorhanden. Dennoch bieten sich Tourmöglichkeiten zunächst mit Blue Öyster Cult, später mit den aufstrebenden Def Leppard und 1981 dann mit Tygers Of Pan Tang. Ungewöhnlich ist, dass nach zwei Studioalben ein Livemittschnitt namens „Marauder“ erscheint und sich überraschenderweise auf Position 34 der britischen Albumcharts platziert. Die ausgekoppelte Live-Single schafft es ebenfalls bis auf Platz 48 der UK-Single-Charts.

Ihr Durchhaltevermögen und die starke Livepräsenz auf der Insel macht sich bezahlt, denn bereits das dritte Studiowerk „Chase The Dragon“ im Jahr 1982 steigt bis auf Platz 17 in Großbritannien. Es folgt eine England-Tournee mit den Schweizer Kollegen von Krokus und dann der Sprung in die USA, wo Magnum für Ozzy Osbourne eröffnen. Die Zeichen stehen auf steigenden Erfolg. Doch zunächst verlieren sie nach ihrem vierten Album „The Eleventh Hour“, das aus Budgetgründen von Clarkin selbst produziert wird, ihren Plattenvertrag, obwohl das Album immerhin Platz 38 erreicht, aber zu wenig für das Label. Es gelingt den Musikern einen, zunächst für ein Album ausgelegten, Plattenvertrag bei einem neuen Partner zu bekommen. Magnum nehmen ihr legendäres „On A Storyteller’s Night“ auf, das 1985 erscheint. Für das magische, an Fantasy-Geschichten erinnernde Frontcover zeichnet der Fantasy-Künstler Rodney Matthews verantwortlich, der zuvor schon für Magnum zwei Cover malte, sondern auch Bekanntheit u.a. durch Nazareths „No Mean City“ oder diversen Praying Mantis-Cover erlangt hat. „On A Storyteller’s Night“ beschert Magnum den künstlerischen Durchbruch und Platz 24 der britischen Charts. Auch außerhalb der Vereinigten Königreich feiern Magnum nun erste Erfolge.

„No Steppin‘ Stones“ – Lyric Video aus dem Album „The Monster Roars“

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Kommerzieller Erfolg, Auflösung, Neuformierung

Der Erfolg und die musikalische Klasse von „On A Storyteller’s Night“ lässt ein Majorlabel auf Magnum aufmerksam werden. So kann mit weitaus mehr Aufnahme-Budget und größerem Werbeaufwand das Nachfolgewerk „Vigilante“ veröffentlicht werden. So wird es gar von Queen-Schlagzeuger Roger Taylor produziert und in Montreux, statt in Birmingham aufgenommen. Es folgt die erste Deutschlandtournee, die laut Aussagen von Keyboarder Mark Stanway mehr Erfolg einbrachte, als zehn Jahre durch England zu touren. Die musikalisches Ausrichtung entwickelt sich in eine kommerziellere Bahn und das folgende „Wings Of Heaven“ schafft es auf Platz 5 der britischen Album-Charts. Magnum befinden sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, werden gar in England zur „Stadionband“ und spielen diverse Headliner-Tourneen.

Einzig den US-Markt knacken sie nicht, weswegen ihr Label sie überredet ein „amerikanisches“ Album in den Goodnight L.A.-Studios aufzunehmen, welches nach dem Studio benannt ist. Ironischerweise erscheint es nicht in den USA. Auch die weiteren Erfolge mit kommenden Alben gehen zurück oder bleiben gar ganz aus. Es kommt, wie es kommen muss, die Band löst sich auf.

Tony Clarkin und Bob Catley arbeiten unter dem Namen Hard Rain weiter zusammen und veröffentlichen Alben, die im Prinzip wie Magnum zu ihren besten Zeiten klingen. Irgendwann beschließen Catley und Clarkin Magnum wiederzubeleben und weitere Alben aufzunehmen. Sie können zwar nicht an ihre kommerziellen Erfolge von „Vigilante“ und „Wings Of Heaven“ anknüpfen, aber sie veröffentlichen regelmäßig meist sehr überzeugende Alben und sind eine sehr beliebte Liveband bei den Rockfans. Nun, nach 50 Jahren veröffentlichen sie ihr Jubiläumsalbum „The Monster Roars“ und gedanklich dürften sie schon beim Nachfolger sein, denn wie Tony Clarkin mir einst im Interview erzählte, komponiert er noch vor Veröffentlichung des jeweils aktuellen Albums die ersten Songs für das darauffolgende.

The Monster Roars

Der Sound von Magnum ist geprägt von Tony Clarkins Gitarrensound und dem sehr markanten, warmen Gesang von Bob Catley. Natürlich dürfen diese Markenzeichen auch beim Jubiläumsalbum nicht fehlen. Dennoch weicht die Band etwas vom herkömmlichen Weg ab, denn die zwölf neuen Stücken klingen zwar noch immer eindeutig nach Magnum, aber sie wirken dabei etwas ruppiger, kantiger und moderner. Auch optisch weichen sie vom bisherigen Weg ab, denn das Cover ziert kein Fantasy-Motiv aus der Zeichenfeder von Rodney Matthews, sondern ein recht böse schauendes Monster. In allen Kompositionen sind die Keyboard- und Pianosounds allgegenwärtig, passen dabei aber immer in das Gewand des jeweiligen Songs.

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Ein wenig Bombast und überraschende Tempowechsel, wie bei „Remember“, wo gar ein „improvisierter“ Klavierteil das rockige Stück beendet, herrschen wie gewohnt vor. In jedem Song steckt die musikalische DNA des überragenden Songwriter-Duos Clarkin/Catley, was nicht verwundert, da sie ja schon mehr als fünfzig Jahre musizieren bzw. singen. Überhaupt beherrschen sie es, einen musikalischen Spannungsbogen in annähernd jedem Song zu erschaffen. Ein weitere Überraschung ist die Verwendung von Bläsersounds in „No Steppin‘ Stones“, die zunächst von weiblichen Backgroundgesang abgelöst werden, bevor eine schneidende Gitarre die Führung übernimmt. Wie üblich gibt es Midtempo („That Freedom Night“) , schleppendes mit sich steigerndem Aufbau („Your Blood Is Violence“) und Rocker mit „Schunkelattitüde“ wie „All You Believe In“.

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Fazit

„The Monster Roars“ bietet den Fans genau das, was sie erwarten, alles klingt nach Magnum, dennoch wirken die Songs nicht, als wären sie in der eigenen Historie entliehen. Das kreative Potenzial der Band scheint noch lange nicht ausgeschöpft und es sei ihnen noch mindestens ein kreatives Jahrzehnt gegönnt, auch wenn Tony Clarkin bereits 76 Jahre und Bob Catley 75 Jahre alt sind.
Jürgen Will


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