Musikreview: „Second Skin“ von Iconic.

Iconic – Erstes Album der neuen „Supergroup“

Alle naselang finden sich mehr oder minder bekannte Musiker zusammen und veröffentlichen ein Album. In den Fachgazetten wird dann von einer neuen „Supergroup“ gesprochen. Mittlerweile wird diese Bezeichnung recht inflationär verwendet, denn nur weil Musiker X für eine kurze Zeit bei der berühmten Band Y für einige Shows die Triangel gespielt hat, ist er noch lange kein Kandidat für eine „Supergroup“. Die Band Iconic hingegen, die am 17. Juni ihr erstes Studioalbum »Second Skin« veröffentlichten, darf vorsichtig als „Supergroup“ bezeichnet werden. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.

InterpretIconic
AlbumSecond Skin
Veröffentlichung17.06.2022
GenreHard Rock, 80er-Rock
LabelFrontiers / Soulfood
Tracks11
Bewertung der Redaktion8,5/10
Spieldauer47:46 Min

Relevante Supergroups

Wie bereist erwähnt, ist nicht überall, wo „Supergroup“ draufsteht, auch eine solche zu hören. Es gibt einige populäre Beispiele, die aufgrund der teilnehmenden international erfolgreichen und bekannten Künstler die Bezeichnung zu Recht tragen. Da wären die Travelling Wilburys, die sich aus George Harrison (The Beatles), Jeff Lynne (Electric Light Orchestra), Tom Petty, Roy Orbinson und Bob Dylan rekrutierten. Interessant dabei, sie gaben sich alle Pseudonyme mit dem Nachname Willburys und wurden von so ziemlich jeder Plattenfirma abgelehnt. Erst später, als es dann doch einen Plattenvertrag gab und die Band weltweite Erfolgshits hatten, wurden die Identitäten bekannt. Wobei jeder, der etwas Ahnung von Musik hat, sie eigentlich alle an der Stimme hätte erkennen können. Nun ja, A&R-Leute bei Labels müssen wohl eben nicht zwingend Ahnung von Musik haben.

Neben diesem Beispiel seien hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, noch nachfolgende Bands genannt. Asia, bei denen Steve Howe (Yes), Geoff Downes (Buggles, Yes), John Wetton (Roxy Music, Uriah Heep, Wishbone Ash u.a.) und Carl Palmer (Emerson, Lake & Palmer) zu den Begründern gehörten. Asia sind seitdem in unterschiedlichen Besetzungen aktiv.

Radiorock in bester Manier spielten Bad English, bei denen neben The Babys-Sänger John Waite und Journeys Neal Schon weitere, später bekannte Musiker wie Schlagzeuger Deen Castronova dabei waren. Inwieweit das schon als „Supergroup“ gilt, wenn Mitglieder erst später zu Ruhm kamen, sei dahingestellt.
Damn Yankees hingegen waren mit Ted Nugent, Styx-Frontmann Tommy Shaw und Nightrangers Jack Blades durchaus populär besetzt. Weitere interessante Formationen in diesem Bereich sind Chickenfoot um Sammy Hagar sowie die Hollywood Vampires mit Alice Cooper, Aerosmith-Gitarrist Joe Perry und »Fluch der Karibik«-Schauspieler Johnny Depp.

Die Künstler hinter Iconic

Letztlich liegt es auch immer an den Fans, ob für sie die beteiligten Musiker der neuen “Supergroup” auch erfolgreich und bekannt genug in der Szene oder darüber hinaus sind, um die Bezeichnung zu rechtfertigen. Im Fall von Iconic dürfte es in Ordnung sein. So ist mit Nathan James der Sänger von Inglorious am Start, der bereits weltweit erfolgreich mit dem Trans Siberian Orchestra am Start war. Mehrere Jahre nacheinander waren die TSO-Tourneen die umsatzstärksten und die mit den meisten Ticketverkäufen in den USA.

Ebenfalls sehr erfolgreich ist Gitarrist und Sänger Michael Sweet, dessen Band Stryper gar ein neues Genre, nämlich den “Christian Metal” oder auch “White Metal” begründete. Bassist Marco Mendoza ist einer der am meisten umtriebigen Musiker in der Formation. Seine Stationen waren u.a. Whitesnake, Thin Lizzy, Black Star Riders und, eigentlich auch eine Supergroup, The Dead Daisies.

Jahrzehntelange Erfahrung

Als weiterer Gitarrist ist Joel Hoekstra, aktuell auch bei Whitesnake am Start und einstiger Nightranger-Sechsaiter dabei. An den Drums sitzt mit Tommy Aldridge ein sehr erfahrener Schlagzeuger hinter der Schießbude, der u.a. bereits bei Gary Moore, Ozzy Osbourne und ebenfalls Whitesnake trommelte.

Als Keyboarder und Produzent ist Alessandro Del Vecchio dabei, der nicht nur auf unzähligen Veröffentlichungen die Tasten bedient hat, sondern auch für viele Albumproduktionen verantwortlich zeichnet. Aufgrund der Historie der einzelnen Mitglieder, darf Iconic mit Fug und Recht als “Supergroup” bezeichnet werden.

»Second Skin« – Review der einzelnen Songss

Betrachtet man die Laufbahnen der Musiker, dann fällt auf, dass sie sich alle im Feld des traditionellen Hardrock und der melodiösen Rockmusik bewegen. Entsprechender Sound wird den Fans hier geboten. Opener ‚Run As Fast (As You Can)‘ , bei dem sich James und Sweet gesanglich abwechseln, ist eine treibende Rocknummer mit viel Spielraum für Gitarrensoli.

‚Ready For Your Love‘ erinnert ein wenig an Whitesnake zu »Lovehunter«-Zeiten. Nathan James klingt nicht nur hier wie der junge David Coverdale. Beim Titelsong nehmen Iconic etwas die Geschwindigkeit heraus, bleiben dabei aber dennoch rockig und zackig nach vorn.

‚All I Need‘ ist eine erste Verschnaufpause und sehr melodiös mit eingängigem Refrain geraten. Hart, kompromisslos und mit Double-Bass-Drum startet ‚Nowhere To Run‘ durch. Absolut Rockradio tauglich für Freunde von ruhigen Songs á la ‚Is This Love‘ von Whitesnake oder ‚I Can See You Smile‘ von Bad English ist ‚Worlds Apart‘ angelegt. Schöner, intensiver Midtemposong.

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Etwas rockiger, folgt ‚All About‘, das etwas stampfend um die Ecke kommt. ‚This Way‘ bewegt sich in der Schnittmenge von Radiorockern á la Journey, Warrant und Damn Yankees und vereint dabei alle positiven Elemente der Ausrichtung in sich. Das folgende ‚Let You Go‘ kann mich nicht so wirklich überzeugen, ist zwar ganz nett, erinnert aber dabei stark an typische 80er-Jahre Schnellproduktionen, die in Hollywood-B-Movies eingesetzt wurden. Austauschbar.

Mehr Substanz bietet ‚It Ain’t Over‘, das auch einer Band wie Nightranger gut gestanden hätte. Der Rausschmeißer ‚Enough Of Your Love‘ ist ein treibender Bluesrock-Song, der ein weiteres Mal an die weiße Schlange erinnert.

Zusammenfassung

Eins dürfte von vornherein klar sein, auch gestandene Musiker wie die, die hier am Start sind, erfinden den Hardrock nicht neu. Auch war zu erwarten, dass sie sich in ihren üblichen musikalischen Gefilden bewegen, aber das machen sie verdammt gut und überzeugend. Wer also ein Faible für die genannten Bands hat, ist hier mit dem frischen, gut gelungenen Album »Second Skin« auf dem richtigen Weg und wird nicht enttäuscht sein.


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