Definition "Rezitativ" Musiktheorie verstehen

Definition: Was bedeutet "Rezitativ"?
Dieser Terminus leitet sich aus dem italienischen Sprachgebrauch ab und bedeutet das Folgende (im Italienischen wird 'Rezitativ' als Substantiv verwendet), siehe hier: recitare, wörtlich: rezitieren, vortragen. Gemeint ist der jeweils einer Opernarie oder anderem musikalischen Kontext vorangestellte Sprechgesang.
Ausführliche Definition von "Accompagnato Rezitativ" im bandup-Lexikon
Als Rezitativ bezeichnet man eine bestimmte Gesangsart, bei der das gesprochene, gut prononcierte, deutlich vernehmbare Wort im Vordergrund steht. Ein Rezitativ geht einer Arie voraus. Nach dem Rezitativ folgt häufig eine Arie, die als musikalisch reiches und ausdrucksstarkes Element die Handlung vertieft und die Emotionen der Figuren hervorhebt. Zwischen den Arien und Rezitativen finden sich in Opern oft Dialoge, die den Handlungsvollzug unterstützen und zur dramatischen Entwicklung beitragen. Dem auf einer jeweils bestimmten Tonhöhe gesprochenen Wort kommt eine übergeordnete Bedeutung zu. Es stellt den Handlungsablauf dar, sodass der Zuhörer den meist im Belcanto präsentierten Gesangston der daran angelehnten Arie besser nachvollziehen und genießen kann. Textverständlichkeit und stilgerechte Deklamation stehen im Vordergrund. Das Rezitativ ging mit der Entwicklung des Operngesangs (siehe Entstehungszeitraum um 1600 in Florenz, Italien) und des Generalbasses (siehe Kürzel: Basso Continuo), der zu Zeiten des Barock den musikalischen Teppich legte, einher. Die Musik ist sekundär und wird meist nur von einem Instrument begleitet. Das Rezitativ dient als Träger der Handlung und der musikalischen Begleitung.
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Das Rezitativ kommt sowohl in der Oper als auch im kirchenmusikalischen Bereich in der Kantate, der Messe oder dem Oratorium vor. Während die Arie in einer ganz bestimmten vorgefassten und auskomponierten Form für den Belcanto-Gesang verläuft, räumt das Rezitativ dem Sänger viele Gestaltungsfreiräume ein. In umfangreichen Werken mit vielen Rezitativen und Arien kann sich die Länge des Textes über zahlreiche Seiten erstrecken. Man unterscheidet zwei Formen des Rezitativs, die als Rezitative bezeichnet werden:
- das Secco-Rezitativ, was soviel heißt wie „trockenes Rezitativ“, in welchem eine schlichte, einfache Begleitung durch die Generalbassstimme erfolgt, und
- das Accompagnato-Rezitativ, was soviel heißt wie „begleitendes Rezitativ“. Wird der Sänger nur von einem Instrument, z.B. einem Cembalo, einer Gambe oder Laute, begleitet, eröffnet ihm das einen größeren künstlerischen Spielraum die Rhythmik und Gestaltung betreffend, als wenn eine Begleitung durch ein Orchester stattfindet. Im Werk der „Matthäus-Passion“ von J. S. Bach sind beide Rezitativ-Formen enthalten. Während der Gesangspart des Jesus durch ein Accompagnato-Rezitativ dargestellt wurde, sind die Evangelien-Berichte jeweils durch ein Secco-Rezitativ dargestellt. Die Entwicklung der Rezitativen von der Barockzeit bis zur klassischen Oper zeigt, wie Komponisten verschiedene Formen der Rezitative geschaffen haben, um die Handlung voranzutreiben und die Ausdrucksmöglichkeiten der Sängern zu erweitern.
Geschichte und Entwicklung des Rezitativs
Das Rezitativ blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück, die eng mit der Entwicklung der Oper und des künstlerischen Gesangs verbunden ist. Der Begriff „Rezitativ“ stammt aus dem Italienischen und leitet sich von „recitare“ ab, was so viel wie „vortragen“ oder „rezitieren“ bedeutet. Bereits im 17. Jahrhundert, zur Zeit der musikalischen Blüte in Florenz, wurde das Rezitativ als eine neue Art des Sprechgesangs entwickelt, die das Sprechen und den Gesang miteinander verband. Ziel war es, den Text so natürlich wie möglich zu vermitteln und die Handlung einer Oper oder eines anderen musikalischen Werks voranzutreiben.
Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Formen des Rezitativs, die sich in ihrer Begleitung und Ausführung unterschieden. Das sogenannte Secco-Rezitativ, auch als „trockenes Rezitativ“ bekannt, wird lediglich von einem Basso Continuo begleitet und bietet dem Sänger große rhythmische Freiheit beim Vortrag des Textes. Im Gegensatz dazu steht das Accompagnato-Rezitativ, das von einem Orchester begleitet wird und bei dem die Musik eine stärkere Rolle bei der Ausdeutung des gesungenen Inhalts spielt. Diese Entwicklung ermöglichte es, die emotionale Tiefe und die dramatische Wirkung in Opern, Kantaten und Oratorien weiter zu steigern. Die Geschichte des Rezitativs ist somit ein Spiegel der künstlerischen Freiheit und der Suche nach neuen Ausdrucksformen im Spannungsfeld zwischen Sprechen, Gesang und musikalischer Begleitung.
Arten von Rezitativ
Im Laufe der Musikgeschichte haben sich verschiedene Arten von Rezitativ herausgebildet, die sich vor allem durch ihre Begleitung und ihre Funktion innerhalb eines Werkes unterscheiden. Das Secco-Rezitativ ist die wohl bekannteste Form: Hier wird der Sänger lediglich von einem Basso Continuo begleitet, was meist Cembalo und Violoncello oder andere Bassinstrumente umfasst. Diese schlichte Begleitung erlaubt dem Sänger eine große Freiheit in der rhythmischen Gestaltung und im Ausdruck des Textes. Das Secco-Rezitativ findet sich häufig in Opern, aber auch in Kantaten, Oratorien und Messen.
Dem gegenüber steht das Accompagnato-Rezitativ, das von einem Orchester begleitet wird. Hier ist die musikalische Ausgestaltung komplexer, und das Orchester trägt aktiv zur Interpretation und zum Ausdruck des gesungenen Textes bei. Diese Form wird oft für besonders dramatische oder bedeutende Momente in Opern und anderen Werken eingesetzt. Neben diesen beiden Hauptformen gibt es auch das Recitativo, das als spezielle Ausprägung des Sprechgesangs in der Oper gilt und verschiedene stilistische Varianten aufweist. Die Vielfalt der Rezitativ-Formen zeigt, wie flexibel dieses musikalische Element eingesetzt werden kann, um Handlung, Emotion und Textverständlichkeit in den Vordergrund zu rücken.
Rezitativ und Emotionen
Das Rezitativ spielt eine zentrale Rolle in der Oper und anderen musikalischen Gattungen, wenn es darum geht, Emotionen und die Handlung einer Geschichte lebendig werden zu lassen. Durch die besondere Verbindung von Sprechen, Sprache und Gesang erhält der Sänger die Möglichkeit, Gefühle, Konflikte und Beziehungen zwischen den Figuren auf eindrucksvolle Weise zu vermitteln. Die Freiheit in der rhythmischen Gestaltung und die Betonung der Worte erlauben es, die Emotionen der Hauptfiguren authentisch und unmittelbar auszudrücken.
Ein spannendes Beispiel für die emotionale Kraft des Rezitativs findet sich auch außerhalb der Musik, etwa in der Erzählung „Rezitativ“ von Toni Morrison. In dieser Kurzgeschichte begegnen sich zwei Mädchen, Twyla und Roberta, in einem Kinderheim und entwickeln eine enge Bindung. Die Erzählung thematisiert Rassismus, Vorurteile und die Suche nach Identität – Themen, die auch in vielen Opern und musikalischen Werken eine zentrale Rolle spielen. Wie im musikalischen Rezitativ steht auch hier das gesprochene Wort im Mittelpunkt, um die Gefühle und die Entwicklung der Figuren greifbar zu machen. So zeigt sich, dass das Rezitativ – ob in der Musik oder in der Literatur – ein wirkungsvolles Mittel ist, um Emotionen, Handlung und die Quintessenz einer Geschichte auf besondere Weise zu transportieren.
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