Credit: Alex Beran

Wer Musik veröffentlicht, möchte gehört werden – doch in der Flut an Neuerscheinungen kann es schwierig sein, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Gerade für Musiker*innen ohne Label ist die richtige Promotion entscheidend, um sich in der Branche zu positionieren. Doch wie geht man das strategisch an? Welche Materialien sind unerlässlich? Und lohnt sich professionelle Unterstützung durch eine PR-Agentur?

Dazu haben wir mit Matthias Bischoff, Gründer der Musikpromotion-Agentur ADD ON MUSIC, gesprochen. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Branche hat er bereits mit Künstler*innen wie Fettes Brot, CRO, Philipp Poisel und Antje Schomaker zusammengearbeitet. Im Interview gibt er wertvolle Tipps, wie Newcomer*innen ihre Musik erfolgreich promoten, welche Kanäle besonders wichtig sind und welche häufigen Fehler man vermeiden sollte.


Hallo Matthias, kannst du dich bitte einmal kurz vorstellen?

Ja, gerne! Mein Name ist Matthias Bischoff. Ich habe meine Karriere in der Musikbranche bei Sony Music begonnen und mich Anfang der 2000er mit meiner Musikpromotion-Agentur ADD ON MUSIC selbstständig gemacht. Seitdem hatte ich das Vergnügen, die Online Promotion Kampagnen für Künstler/Innen / Bands wie u.a. Fettes Brot, CRO, Philipp Poisel, Louis Tomlinson, Alligatoah, Bonobo, Antje Schomaker u.v.m. übernehmen zu dürfen. Über meine Promo Agentur betreue ich etablierte Acts, wie auch hoffnungsvolle Newcomer/Innen.


Falls ihr eure Band bekannter machen wollt, bietet sich zudem die Möglichkeit, auf bandup.de eure Musik vorzustellen. BANDUP ist unser popkulturelles Musikmagazin mit News, Releases und Interviews aus der deutschsprachigen Musikszene und unterstützt euch dabei, eure Reichweite zu erhöhen.


 


Falls ihr eure Band bekannter machen wollt, bietet sich zudem die Möglichkeit, auf bandup.de eure Musik vorzustellen. BANDUP ist unser popkulturelles Musikmagazin mit News, Releases und Interviews aus der deutschsprachigen Musikszene und unterstützt euch dabei, eure Reichweite zu erhöhen.


 

Welche grundlegenden Schritte sollten Musiker*innen unternehmen, bevor sie mit ihrer Promotion starten?

Grundsätzlich sollte einem erst einmal klar sein, was promotet werden soll und was das Ziel der Promotion sein soll.

Möchte ich z.B. ausschließlich einen Single Track mit einem dazugehörigen Musikvideo releasen, sollte 4-6 Wochen vor Erscheinen alles geklärt sein, dass dem Release zum festgelegten Zeitpunkt nichts mehr im Wege steht. Denn die Vorlaufzeit sollte genutzt werden, um den Song an die entsprechenden Playlist Kuratoren zu pitchen, das kommende Musikvideo mit Video-Teasern/Trailer über die vorhandenen Künstler Chanel via Social Media und wenn möglich auch redaktionell über verschiedenste Medien zu kommunizieren, um bis zum Release Termin eine größtmögliche Aufmerksamkeit aufzubauen, um am Tag des Single/Musikvideo Releases den bestmöglichen Output zu erreichen.

Umfangreicher wird es natürlich, wenn ich einen EP oder Album Release. Hier sollte man sich unbedingt einen festen Releaseplan zurechtlegen und im Optimalfall eine Vorlaufzeit von ca. 3 Monaten einplanen.

Welche Materialien sind für eine erfolgreiche Promotion unerlässlich?

Um gut vorbereitet zu sein, egal ob man die Promotion über eine Agentur laufen lässt oder sich selber an die Promotion wagt, sollten folgende Assets zum Promostart vorliegen:

Eine aussagekräftige Single bzw. Album-Info, eine aktuelle Künstler-Bio, ein Single bzw. Album Cover-Artwork, 3-4 Pressefotos mit Angabe der jeweiligen Foto Credits. Alle Fotos sowie das Artwork sollten hochauflösend in 300dpi vorliegen.

Wenn zum Single Release ein Musikvideo veröffentlicht werden soll, erstellt einen Link vom vorerst “ungelisteten” YouTube Video und erstellt Video-Teaser/Trailer für eure Social Media Kanäle, um das Musikvideo vorab in eurer Community bewerben zu können.

Zudem stellt eure relevanten Links (Social Media, Spotify, YouTube, Website, etc.) zusammen und checkt, ob alle Sites & Channel auf dem aktuellsten Stand sind. Erstellt

„Listen & Buy“ Smart Links zu euren Single bzw. EP oder Album Releases (zu den digitalen Shops, Streamings – Beispiel) und kommuniziert diese in euren Pressemitteilungen und bindet sie in eure Social Media Kanäle ein.

Wie wichtig sind eine klare Künstler*innen-Identität und ein einheitliches Branding für eine gelungene Promotion?

Es ist natürlich immer gut eine klare Künstler*innen-Identität zu haben und zu pflegen. Künstler*innen sollten sich, mit dem was sie machen, immer treu bleiben und sich nicht von äußeren Einflüssen und Meinungen verbiegen lassen.

Welche Plattformen und Kanäle eignen sich am besten für die Promotion neuer Musik?

In erster Linie natürlich die eigenen Social Media Kanäle. Bleibt kommunikativ, bindet eure Fanbase schon in Entstehungsprozessen von z.B. neuen Songs mit ein. Lasst euren Usern an eurem Musikleben teilhaben. Verlost Konzerttickets via Instagram, bleibt interaktiv auf TikTok, seid kommunikativ auf Soundcloud, verkauft exklusiven Merch auf Bandcamp, erstellt eigene Playlists in euren Spotify Artist Channel. Wichtig ist es, glaubwürdig im Gespräch zu bleiben.

Wie können Musiker*innen die Aufmerksamkeit von Medien und Playlist- Kuratorinnen gewinnen?

Schaut, in welchen Online Medien, wie z.B. Musikmagazinen, Podcasts etc. eure Lieblingsbands/Acts so stattfinden und nehmt selber Kontakt zu den jeweiligen Medien auf und stellt euch mit eurem aktuellen Release vor. Denn vielleicht gibt es hier für euch früher oder später die Gelegenheit, dort in Form eines Beitrags oder einer Playlistplatzierung stattzufinden.

Was sind häufige Fehler bei der Selbstvermarktung und wie können diese vermieden werden?

Ich bekomme immer mal wieder Anfragen von Künstler*innen und Managements, die ein Album oder Single Release promotet haben möchten, obwohl sie diese bereits veröffentlicht haben. Die Musikmedien (Online wie auch Print) interessieren sich im seltensten Fall für Musik, die bereits veröffentlicht wurde. Dafür ist die Branche zu groß und schnelllebig. 

Verschwendet kein Geld für irgendwelche fragwürdigen Spotify Playlist oder Musikpromotion Bots, bei denen niemand individuell auf deine Bedürfnisse eingehen kann.

Sollte man sich professionelle Unterstützung durch eine PR-Agentur holen oder reicht Eigeninitiative?

Vieles sollte und kann man am Anfang in Eigenregie machen, was die eigene Promotion und das eigene Marketing angeht. Alleine schon, um in diesen Bereichen eigene Erfahrungen sammeln zu können. Dennoch sollte man sich ab einem gewissen Punkt, wenn es soweit ist, das nächste Level zu erreichen, professionelle Hilfe holen und eine passende PR-Agentur suchen. Denn die Promoter*innen da draußen, sei es für Online, Print oder Radio, sind täglich mit allen wichtigen Medien in Kontakt und wissen ziemlich genau, wo und wie sie entsprechende Releases und Künstler*innen unterbringen können, um Künstler*innen langfristig aufbauen zu können.

Welche langfristigen Strategien empfiehlst du Musiker*innen, um ihre Karriere nachhaltig aufzubauen?

Die Antwort steckt schon in der Frage. Das Wichtigste, neben der guten Musik, ist es am Ball zu bleiben und niemals aufzugeben. Jeder macht hier mal schwierige Phasen durch. Lasst euch davon nicht beirren. Veröffentlicht regelmäßig Songs, kommuniziert regelmäßig mit euren Fans über eure Social Media Kanäle. Versucht regelmäßig live zu spielen.

Plant langfristig eure Releases und schaut, wie ihr diese finanzieren könnt. Dazu bieten sich Crowdfunding-Aktionen an, wie z.B. auf Start Next oder stellt z.B. einen Antrag auf Fördergeld bei Initiative Musik.

Bleibt euch selber treu und holt euch Unterstützung, wenn ihr alleine nicht weiterkommt.