Beim Zoom R16 (UK) handelt es sich um eine portable Mischung aus Mixer, MIDI-Controller und Audiointerface. Für etwa 300€ ist das Produkt gerade bei Thomann erhältlich, bei anderen Seiten muss ggf. damit gerechnet werden, in Pfund zu zahlen, denn das UK im Produktnamen bezieht sich hierbei auf den Steckertypus, diese Produktausführung hat also den großbritannischen Steckerstandard und wird auch vorrangig dort vertrieben. Für wen das ein Ausschlagargument ist, der kann sich natürlich auch die etwas teureren Versionen der Zoom R-Reihe ansehen, die mit mehr Features versehen sind.
Produkt
Anwendung
Fazit und Bewertung
Kompakt und funktional
Das Gerät ist mit einer Breite von ca 37cm und einer Länge von ca 24cm sehr handlich und wiegt dabei ungefähr 1,3kg. Der Formfaktor alleine kann für viele schon ein Grund sein, dieses Gerät als portable Recordingstation zu verwenden.
Auf der Benutzeroberfläche befinden sich insgesamt 9 Fader, davon sind 8 den Tracks zugeordnet oder routbar und einer ist als Masterfader zugewiesen. Neben den Fadern gibt es, in der klassischen Anordnung eines Mischpults, über den Fadern einen Multifunktionsknopf für record ready, playback oder muting mit visuellem Metering (0dBFS als Maximalwert, denn das Gerät bearbeitet das Audio digital) und dazugehörigem Gainregler fürs Einpegeln. Zugeordnet zu jeder Mixingspalte befindet sich auf der Rückseite ein Combi-Input für Line-/Instrument-/XLR-Eingänge. Zwischen der Lautstärke wird lediglich mit dem Gainregler unterschieden, hierfür gibt es keine Paddingoptionen oder ähnliches. Neben den Inputs auf der Rückseite befinden sich außerdem ein Kopfhörerausgang und zwei L/R-Ausgänge für Lautsprecher. Neben der Mixingoberfläche ist die Interaktionsoberfläche für die Software des Pults, mit Drehregler, Knöpfen und einem kleinen LCD-Display. Das Gerät kann per Batterie oder mit einem DC-Input betrieben werden, das Kabel hierfür wird auch beigeliefert.
DAW in a box
Das ganze Gerät wurde von Anfang an darauf ausgelegt, portabel zu sein und alleinig zu funktionieren, und das merkt man. Viele Onboardeffekte und eine Nutzeroberfläche, die an ein analoges Mischpult erinnert, das wird vielen Leuten sehr entgegenkommen, die ungerne vor dem Computer hocken wollen, wenn sie ihre Demoaufnahmen mit der Band machen. Das Recording funktioniert hierbei über die 8 Inputs, die auf insgesamt 16 Tracks zuweisbar sind, daher auch der Name. Und erfahrungsgemäß ist die Zahl 8 auch eine gute Zahl, mit der sehr viele gut auskommen werden, denn selbst bei einem Schlagzeug, das beim Abmikrofonieren für gewöhnlich die meisten Mikrofone benötigt in einem Bandsetup, kommt man mit 8 Kanälen für gewöhnlich hin: 2 Overheadmikrofone, ein Snaretopmikrofon, ein Snarebottommikrofon, zwei Mikrofone für zwei Toms und ein Mikrofon für die Bassdrum. Theoretisch hat man also noch einen Kanal übrig, d.h. man könnte z.B. noch ein Grenzflächenmikrofon für die Bassdrum verwenden oder ein zusätzliches Tom.
Den Klick oder den Backingtrack hört der Musiker dann über Kopfhörer, indem er den Kopfhörerausgang verwendet. Hierfür sind leider keine Auxilaries eingerichtet worden, aber man muss dann trotzdem nochmal bedenken, in welcher Preiskategorie wir uns befinden. Sollten dann mehrere Musiker gleichzeitig aufnehmen wollen, bedarf es dann eines Headphone-Splitters oder neuen weiteren Pre-Amps, aber unterschiedliche Kopfhörermixes für jeden Musiker zu senden ist mit diesem Setup nicht möglich.
Wie wird aufgenommen?
Recordet wird das Ganze dann auf eine SD-Karte, mit der Standard-Bittiefe von 24 Bit mit einer Samplerate von 44.1kHZ. Wem diese Zahlen nichts sagen, der kann vertröstet sein: Diese Werte sind der Industriestandard für Recording, wenn man Musik für Spotify, CDs oder ähnliches macht. Einzig Filmmusik ist hier nicht möglich, da hier mit einer Samplerate von 48kHZ gearbeitet wird, damit die einzelnen Samples mit der Framerate (24 Bilder/Sekunde) synchronisierbar ist. Hierfür müsste man das Gerät als Interface verwenden und mit einer DAW aufnehmen, denn hier sind dann satte 96kHZ an Samplerate möglich, damit ist dann in jedem Fall kein Wunsch mehr offen.
Effekte auf dem Zoom R16 UK
Die mitgelieferten digitalen Effekte bieten dann weitere Editiermöglichkeiten, man kann zum Beispiel Reverb auf die Vocals legen oder die Bassdrum equalizen. Das ganze funktioniert auf DSP-Basis, d.h., dass alle Effekte beim Aufnehmen direkt angewandt werden können, auch, wenn man das Gerät als Interface verwendet und in der DAW der Wahl am Computer aufnimmt. Signalflusstechnisch bedeutet das, dass das Signal nicht erst durch das Interface in den Pc muss, da bearbeitet wird, dann den ganzen Weg zurück muss an die Kopfhörer des Musikers, sondern, dass die Audioaufnahme in dem Interface editiert wird und direkt zurück an die Kopfhörer des Musikers gehen. Der Grund dahinter ist, dass man beim Aufnehmen eine geringere Verzögerung hat und nicht dabei auf Effekte verzichten muss, denn zum Beispiel ein Sänger hat häufig gerne Reverb auf seiner Stimme, wenn er sich beim Einsingen selber hört, jedoch wäre eine zu größe Zeitverzögerung sehr irritierend.
Für solche Zwecke sind DSP-Effekte Gold wert, vor allem, wenn der eigene PC/Laptop nicht mehr der neueste ist und man dadurch erhebliche Ersparnisse an Latenz beim Aufnehmen bekommt. Jedoch ist das Paket an Effekten keinesfalls mit Industriestandards zu vergleichen, wo man aber auch wieder bedenken muss, dass eine einzelne gute Amplifyersimulation für Gitarren bereits bis zu 150€ kosten kann (und die funktionieren nicht auf DSP-Basis!), da ist es dann doch sehr schnell klar, dass man bei einem Gerät von 300€ mit so viel Hardwarekonnektivität nicht mehr erwarten kann.
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