Definition "Atonale Musik" Musiktheorie verstehen
Definition: Was bedeutet "Atonale Musik" ?
Atonale Musik oder atonal - Dieser aus der Musiktheorie stammende Terminus setzt sich aus dem Wortlaut „a“ (griech.), also „nicht“, und dem Wort „tonal“, das sich aus dem Wort „Ton“ (lat.) ergibt, zusammen. Gemeint ist eine Kompositionstechnik, bei der systematisch alle herkömmlichen Gesetze der Tonalität ausgeschlossen sind. Ein atonales Musikstück ist weder an eine bestimmte Tonart gebunden noch weist es ein tonales Zentrum auf. Dadurch entsteht ein dissonantes Klangergebnis.
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Ausführliche Definition: Atonale Musik
Die atonale Musik beruht auf einer chromatischen Tonleiter. Im herkömmlichen Sinne geprägte Akkordbildungen sind nicht vorhanden. Melodie und Harmonie der jeweiligen atonalen Komposition sind kontextbezogen, da kein tonales Zentrum existiert. Irgendeinem zufällig herbeigeführten Grundton wird kein Wert beigemessen. Alle Intervalle haben den gleichen Stellenwert. Anstatt des Auflösens von Dissonanzen werden immer wieder Quartenakkorde zum Einsatz gebracht, die eine systemergänzende und neutralisierende Wirkung haben. Das Klangergebnis ist durchgehend dissonant.
Ursprünglich wurde der Begriff „atonal“ als Schlagwort gebraucht, das sich auf die moderne Kompositionstechnik der Wiener Schule bezog, die dadurch angefeindet und in Frage gestellt wurde. Die Komposition „Drei Klavierstücke“ op. 11 von Arnold Schönberg, die im Jahr 1909 entstand, ist ein durchweg atonales Werk. Die atonale Musik als ein festes Paradigma der Kompositionslehre wurde im Zeitraum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vollzogen. Man unterscheidet zwischen einer anfänglichen Phase der freien Atonalität, einer Phase der zwölftonigen Musik, die sich ab dem Jahr 1925 durchsetzte, und einer Phase der seriellen Atonalität, die sich ab dem Jahr 1948 etablierte. Der sogenannte Serialismus trat also nach dem Zweiten Weltkrieg hervor und dominierte die Avantgarde der ernsten Musik im europäischen Raum. Bei dem Versuch des Komponisten Arnold Schönbergs, innerhalb der atonalen Musik ein Ordnungsprinzip zu schaffen, entwickelte er das Zwölftonprinzip, bei dem eine gleichmäßige Verteilung der zwölf temperierten Halbtöne im musikalischen Kontext stattfand. Er ordnete Tonfolgen so an, dass durch das Einbinden sogenannter Hexachorde eine Ausrichtung auf ein tonales Zentrum zustande kam. Durch zweckdienliche Materialdispositionen generierte er mit einer einzigen Grundtonreihe alternierend tonale und atonale Zonen.
Formen der Atonalen Musik
Die atonale Musik hat viele Erscheinungsformen. Warum? In ihr sind alle wesentlichen Elemente der verschiedensten Musikrichtungen, die „die Epoche der Moderne“ ausmachen, z.B.
- Aleatorik,
- Mikrotonalität oder
- Mikropolyphonie,
integriert. Dieser Fakt schließt ein ästhetisches Pauschalurteil, sei es nun positiv oder negativ gelagert, aus. Man kann aber mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass die zeitgenössische Musik durch diese Kompositionsmethode insgesamt eine größere Komplexität erfuhr. Im Zuge dessen wurden, je nach Anordnung und Organisation der Töne, einzelne Kompositionsfragmente durchaus tonal empfunden. Das stellt der oben erwähnte Komponist in seinem Klavierkonzert op. 42 unter Beweis, in dem Form und Inhalt klar aufeinander abgestimmt sind. Als weitere wichtige „Wegbereiter“ der atonalen Musik traten Komponisten wie Alban Berg, Igor Strawinsky und Béla Bartók hervor.
Die atonale Musik ist umstritten. Einerseits wird ihr „das befreiende Element von allen Zwängen“ zugesprochen, was angeblich die musikalische Ausdruckskraft bis ins Triebhafte hinein erhöhen würde, andererseits sei, wie es der Musikphilosoph Theodor W. Adorno in dem aus dem Jahr 1949 stammenden Magazin „Philosophie der Neuen Musik“ kommentiert, die Gefahr eines rein mechanisch ablaufenden Komponierens gegeben. Das Preisgeben der Tonalität ist mit dem Preisgeben einer Sprache vergleichbar, das durch das sinnlose Zusammenfügen von Worten ohne die dafür maßgeblichen grammatikalischen Gesetzmäßigkeiten zu befolgen verursacht werden würde. Atonale Klangmuster kommen sowohl in der populären Musik als auch im Free Jazz vor. Oft bleiben nur die rhythmischen Grundstrukturen bestehen. Außerdem machten „atonale Klangmuster im Sound Design“ in der Filmmusik Furore.
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