Definition "Countertenor" Musiktheorie verstehen

Definition: Was bedeutet "Countertenor" ?

Countertenor - Dieser aus der Musiktheorie stammende Terminus ist dem englischen  Sprachgebrauch entlehnt und bedeutet das Folgende, siehe hier: Gegenstimme, auch kontern oder dagegenhalten. Deswegen ist dieser Begriff auch als Kontra-, Contra- oder Kontertenor bekannt. Gemeint ist im eigentlichen Sinne ein männlicher Sänger, der in Alt- und Sopranlage den Hauptgesangspart umspielt. Dafür ist eine besondere Gesangstechnik notwendig.

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Ausführliche Definition: Countertenor

Eine derartige Männerstimme übertrifft die Tenorlage. Aufgrund dieser extremen Höhe wird der ausführende Sänger auch als Altus (siehe: lat. hoch) bezeichnet. So jemand ist imstande, sowohl in der Stimmlage des Alts als auch des Soprans zu singen. Dafür muss er sich eine spezielle Gesangstechnik zu eigen machen. Das Kopfregister wird durch den ganz bewussten Einsatz der Resonanzräume, die sich im Brustbereich befinden, verstärkt. Um auf Anhieb den perfekten Registerausgleich zu bewirken, achtet der Sänger darauf, dass sowohl innere Einstellung als auch Tongebung mit gemischter Stimme (siehe: Voix mixte) übereinstimmen. Durch eine die Tonstärke (siehe: Dynamik) variierende Methode gelingt es ihm, unbeschwert und ohne Unterbrechung in das Falsettregister hinüberzugleiten. Dabei bewahrt er einen gleichbleibend stabilen Ton. Scheinbar mühelos gelingt ihm der Übergang (siehe: ital. Passaggio) in die Höhe. Wann der Countertenor in das Falsettregister übergeht, ist unterschiedlich. Es richtet sich nach der individuellen Veranlagung und dem jeweiligen Musikstil der Epoche, aus der das Gesangsstück stammt. Außerdem ist es eine Frage des eigenen Ermessens und der persönlichen Vorliebe. Bei der professionellen Falsettstimme, bekannt als „Bühnenfalsett“, kommt es zu einem kompletten Verschluss der Stimmbänder. Es ist eine hohe Amplitudenschwingung nachweisbar, die zu einem lautstarken, obertonreichen Klangergebnis führt. Der Brite Alfred G. Deller zählt zu den bekanntesten Countertenören seinerzeit. Seine Karriere startete er als Knabensopran in einem Chor. Später entwickelte er sich zum Altus. Mit viel Geschick und Übungsfreude gelang es ihm immer besser, Tenorpartien in das Altregister zu übertragen.

 

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Ursprünglich nahm der Contratenor den Gegenpart zur Hauptstimme (siehe: Cantus firmus) ein. Das trug sich seit Ende des 14. Jahrhunderts während der Epoche des Mittelalters und der Renaissance zu. Die daraus hervorgegangene Kompositionsweise ist als „Ars nova“ bekannt. Sie löste die „Ars antiqua“ ab und ging als „Wiege der mehrstimmigen Vokalmusik“ in die Geschichte ein. Der zweistimmige Gesang, der sich aus der Stimme des Tenors und der in entgegengesetzter Richtung verlaufenden zusammensetzte, bildete dafür das Grundgerüst mit darin enthaltenem Kontrapunkt. Außerdem werden Countertenöre als Interpreten entsprechender Partien der Alten Musik im Rahmen der jeweils dafür vorgesehenen historischen Aufführungspraxis engagiert. Wenn in diesem Zusammenhang Partien von Kastraten übernommen werden, soll das lediglich ein Versuch sein, sich der herkömmlichen musikalischen Tradition anzunähern. Aber auch in Partien der Neuen Musik gelangen Countertenöre zum Einsatz. Einige davon sollen nachfolgend namentlich erwähnt sein: Die Partie des Oberon aus der Oper „Ein Sommernachtstraum“ und die des Apollo aus der Oper „Tod in Venedig“ von Benjamin Britten sowie die des Fürsten Gogo aus der Oper „Le Grand Macabre“ von György Ligeti und die des Akhnaten aus der gleichnamigen Oper von Philip Glass. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wich der Sologesang des Countertenors. Dafür wurde ihm in den englischen Kathedralchören ein hoher Stellenwert zugesprochen.

Ursprung und Anwendung

Seit Beginn ihrer Entstehungsgeschichte im Zeitalter des Barock wird zwischen einer natürlichen Gesangsstimme (siehe: ital. voce naturale) und einer künstlichen Gesangsstimme (siehe: ital. voce artificiale) unterschieden. Das Singen im Falsett wurde aus stimmphysiologischen, gesangstechnischen und ästhetischen Gründen als „künstlich“ bezeichnet. Der Name „Falsett“ geht auf den Begriff „falso“ (siehe: ital. falsch) zurück. Falsetto“ ist die Verkleinerungsform und bedeutet nichts anderes als „Die kleine, falsche Stimme“. Der Countertenor ist keinesfalls mit einer Kastratenstimme zu vergleichen, da es Kontroversen hinsichtlich der Physiologie, des Stimmklangs, des Volumens und des Stimmumfangs gibt. Auch ist er nicht mit der außerordentlich hohen Tenorstimme des Barockzeitalters zu vergleichen, die als „Haute-Contre“ einen Bekanntheitsgrad erlangte, weil dabei das Falsettregister nicht zur Anwendung gelangte. Ende des 20. Jahrhunderts hielt der Countertenor Einzug in das moderne Showgeschäft. Das fand vor allem durch Klaus Nomi statt, der aus der klassischen Musikszene in das Unterhaltungsmusikgenre wechselte. Auch innerhalb der Rock- Pop Musikszene kommen gelegentlich Countertenöre zum Einsatz, ohne explizit als solche benannt zu sein.

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