Die Gitarre hat sechs Saiten und ein ganz bestimmtes Tuning. Dieses kann jedoch von Gitarre zu Gitarre und Gitarrist zu Gitarrist variieren. Neben einem herkömmlichen Standardtuning gibt es nämlich noch zahlreiche weitere Varianten, wie du dein Instrument klanglich bestücken kannst. Hier bekommst du einen Überblick der beliebtesten Gitarrenstimmungen und deren Einsatzmöglichkeiten sowie Besonderheiten.
Warum überhaupt verschiedene Gitarren-Stimmungen?
Nicht jede Gitarre ist gleich gestimmt. Je nach Vorlieben und erwünschter Klangfarbe kannst du auf unterschiedliche Tunings zurückgreifen. Fragt sich nur, warum das Ganze überhaupt? Nun, wäre die Musikwelt nicht ein bisschen langweilig, wenn du nur eine einzige Stimmung auf der Gitarre verfügbar hättest? Würde dann nicht alles gleich klingen? Ein anderes Gitarrentuning eröffnet dir neue Wege, um dich klanglich weiterzuentwickeln. Es werden neue Akkorde gespielt, andere Kombinationen ausprobiert. Es ist unbestritten, dass verschiedene Gitarrenstimmungen die Kreativität beim Songwriting fördern und mehr Abwechslung in dein Gitarrenspiel bringen. In den Gitarren Tabulaturen ist zu Beginn immer vermerkt, um welche Stimmung es sich handelt.
Wir stellen dir nun die beliebtesten Gitarrenstimmungen vor. Es wird die Klangcharakteristik beschrieben und die Genres, welche auf das jeweilige Gitarrentuning zurückgreifen.
ZUSAMMENFASSUNG- andere Kombinationsmöglichkeiten durch veränderte Griffbilder- zunehmende Kreativität beim Songwriting- Tuning ist in den Tabs zu Beginn vermerkt
Die Übliche: Standard
Ab Werk bekommst du deine Gitarre mit der Standard-Stimmung eingestellt. Das ist deine Basis. Alle anderen Stimmungsarten werden von dieser Grundstimmung ausgehend verändert beziehungsweise geringfügig angepasst. Beim Standard-Tuning handelt es sich um folgende Stimmung:
Mit diesem Gitarrentuning wirst du im Laufe der Karriere ständig konfrontiert. Sie wird bei so gut wie allen Musikgenres eingesetzt (Pop, Rock, Punk, Jazz, Blues). Sämtlicher Musikunterricht auf dem Zupfinstrument ist auf die Standardstimmung zugeschnitten. Hören wir mal hinein, wie es klingt:
Eine beliebte Variante der Standard-Stimmung ist es, alle Saiten um einen Halbton hinunterzustimmen. Im Verhältnis bleiben sie damit alle gleich zueinander, wenn auch die Gitarre insgesamt etwas tiefer klingt:
Diese Version der Gitarrenstimmung kann man auch auf einen Ganzton tiefer ausführen oder aber die Klampfe eben um einen Halbton höher stimmen. Besonders üblich sind diese Stimmungsarten aber nicht. Bands, die gerne einen Halbton nach unten stimmen, sind unter anderen Metallica oder Guns ‘n‘ Roses. Hier ist unsere Schritt-für-Schritt Anleitung für die Standard-Gitarrenstimmung.
Die Freche: Dropped D
Beim Dropped-D Tuning wird die Stimmung deiner Gitarre geringfügig verändert, was jedoch große Auswirkungen hat. Konkret wird die tiefe E-Saite um einen Ganzton nach unten gestimmt (sprich „gedropped“). Dadurch erzeugst du einen offenen D Powerchord mit den drei Basssaiten (D-A-D):
D – A – D – G – H – E
Wir sagen deshalb, dass es große Auswirkungen hat, da du einerseits das Klangbild deiner Gitarre erweiterst und andererseits sich die Griffbilder an den tiefen Saiten erheblich ändern.
Umgekehrt jedoch ändert sich an deinem Spielverhalten nichts, sofern du nicht die tiefste Saite spielst. Generell werden die Griffe etwas einfacher (insbesondere Powerchords), was dir einen zusätzlichen Vorteil verschafft. Einsatz findet die Dropped-D-Stimmung in Genres, wie Grunge, Metal oder Rock (beispielsweise Nirvana, Billy Talent oder Rage Against the Machine):
Die Heftige: Dropped C
Es geht noch einmal tiefer: wenn du alle Saiten um einen Ganzton hinunterstimmst und dann die tiefe E-Saite nochmals um einen Ganzton auf C stimmst, erhältst du das Dropped C Tuning:
Wie es auch schon bei der Dropped-D-Stimmung der Fall ist, können Powerchords sehr rasch gewechselt werden. Die Griffbilder entsprechen ebenso jenen der Dropped-D Stimmung. Ansonsten erreichst du mit dieser Stimmlage äußerst tiefe Töne, die meist in diversen Metal-Abwandlungen vorkommen. Metal Core, Trash Metal, Heavy Metal und Death Metal sind Genres, welche sich aus dieser Gitarrenstimmung bedienen. Lese hier unseren Artikel, um Metal-Gitarre zu lernen. Um einige Bands als Beispiel zu nennen: System of a Down, As I Lay Dying oder Trivium. Dropped C kann ganz schön tief klingen:
Die Fröhliche: Open G
Die Bezeichnung verrät es bereits: beim Open-G-Tuning wird das Instrument so gestimmt, dass alle offenen Saiten einen G-Dur Akkord ergeben. Hierfür musst du (vom Standardtuning ausgehend) die beiden E-Saiten sowie die A-Saite einen Ganzton tiefer stimmen. Hier siehst du den direkten Vergleich:
Standard: E – A – D – G – H – E
Open G: D – G – D – G – H – D
Mittels Barré-Griffs kannst du von Akkord zu Akkord sliden. Es ergeben sich viele Möglichkeiten mit den bekannten Gitarrenspieltechniken. Eine beliebte Variante ist es, die tiefste Saite wegzulassen. So spielt beispielsweise Keith Richards von den Rolling Stones ein Open G ohne tiefe E-Saite:
Musikgruppen, die immer wieder auf die Open G Stimmung zurückgreifen, sind beispielsweise Muse, Eric Clapton oder Pearl Jam.
ZUSAMMENFASSUNG- Standardtuning mit Abwandlungen (Halbton tiefer, Ganzton tiefer)- Dropped D und Dropped C für Metal und Grunge-Fans- Open G einfach zu spielen, da günstige Griffbilder
Sonstige Gitarrentunings
Selbstverständlich kannst du dich im Wald der Gitarrentunings bunt austoben und so ziemlich alles probieren, was nicht illegal ist. So gibt es ebenso für jede andere Stimmung die Option, die tiefste Saite zu „droppen“. Auch Tunings, wie ein Dropped C# oder ein Dropped B sind daher möglich. Gleiches gilt für die Open-Stimmung. Open A und Open E sind ebenso üblich, wie das erwähnte Open G.
Mit einem kleinen Zubehör kannst du dein Instrument in jede beliebige Lage bringen: ein Kapodaster. Die sinnvolle Ergänzung wird wie eine Brücke auf das gesamte Griffbrett geklemmt und verkürzt damit die Länge der Saiten. Entsprechend ist es möglich, die Stimmung der Gitarre auf jede Lage am Griffbrett zu verschieben. Lediglich das Verhältnis der Saiten zueinander ändert sich in diesem Fall nicht:
Nochmals zusätzliche Varianz bringt eine 7-Saiter Gitarre. Hier ist eine zusätzliche Saite vorhanden, welche meist als tiefe H-Saite ausgeführt wird. Aber auch in diesem Anwendungsfall kannst du Dropped- oder Open-Tunings realisieren. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
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Was muss bei unterschiedlichen Gitarrentunings beachtet werden?
Egal wie die Stimmung deiner Gitarre ausfällt, in jedem Fall musst du dafür sorgen, dass sie stabil und gut gestimmt ist. Einen Leitfaden findest du hier. Ansonsten solltest du auf die Stärke deiner Saiten achten. Als Faustregel gilt, je tiefer das Tuning, desto dicker die Saiten. Schließlich ist der Bass deutlich tiefer gestimmt und besitzt daher auch wesentlich fettere Saiten.
Saiten | Stimmung | E | A | D | G | H | E |
Regular | Standard | .046 | .036 | .026 | .017 | .013 | .010 |
Medium | Dropped D | .052 | .042 | .030 | .018 | .013 | .011 |
jazz | Dropped C | .054 | .044 | .034 | .026 | .015 | .012 |
mixed | Open G | .052 | .042 | .030 | .017 | .013 | .010 |
Je nach Spielweise und Gewohnheit ist die Saitenstärke individuell auszuwählen. Daher ist unsere Tabelle nur als Empfehlung zu betrachten. Berücksichtige jedoch, dass sich sehr dünne Saiten bei einer tiefen Stimmung wahrscheinlich sehr rasch verstimmen und du das Tuning kaum stabil halten kannst.
Wie schon öfters angemerkt ändert sich das Griffbild je nach Stimmung deiner Gitarre. Moll- und Dur-Akkorde, Powerchords und das Solospiel können sich also von der Spielweise komplett verändern. Mit ein bisschen Zeit und Aufwand kannst du sämtliche Stimmungen transponieren und dadurch dieselben Songs in unterschiedlichen Tunings spielen. Übrigens werden die vier Saiten des E-Basses wie die vier tiefen Gitarrensaiten gestimmt. Das muss zwar nicht zwingend so sein, ist aber fast immer der Fall.
Fazit
Im Normalfall ist deine Gitarre in Standard-Tuning gestimmt. Die Rede ist von der herkömmlichen Stimmung der sechs Saiten; E-A-D-G-H-E. Dass es aber auch anders geht, beweisen zahlreiche Gitarristen unserer Musikwelt. Die beliebtesten Stimmungen (neben dem Standard-Tuning) sind die Dropped-Stimmungen sowie die Open-Stimmungen. Bei einem Dropped D oder Dropped C wird die tiefste Saite um einen Ganzton tiefer gestimmt, im Vergleich zu allen restlichen Saiten. Powerchords können so rasch und simpel gespielt werden.
Außerdem wird eine sehr tiefe, bassige Klangfarbe erreicht. Bei einem Open G wird die Stimmung der Saiten so eingestellt, dass das offen gespielte Saitenpaket bereits einen G-Dur Akkord von sich gibt. Mit wenigen Griffen kannst du so sehr einfach ganze Songs spielen. Achte in jedem Fall darauf, dass du die passende Saitenstärke verwendest und sieh zu, dass deine Gitarre gut gestimmt ist. Ansonsten; viel Spaß beim jammen!
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