Definition "Streichquartett" Musiktheorie verstehen

Definition: Was bedeutet "Streichquartett" ?

Streichquartett - Dieser aus der Musiktheorie stammende Terminus hat zunächst einmal zum Inhalt, dass vier Instrumentalisten einer Streichergruppe zusammen ein Quartett (siehe: Quarte bzw. quarta, ital. vier) bilden. Dieses Ensemble macht die bedeutendste Gattung der Instrumentalmusik aus, die auch als Kammermusik bezeichnet wird. Außerdem wird ein daraus hervorgehendes Musikstück „Streichquartett“ genannt.

Ausführliche Definition im bandup-Lexikon

Das Streichquartett setzt sich aus zwei Violinen, einer Viola und einem Violoncello zusammen. Es ging Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Sinfonia, der Sonata (siehe: Triosonate des Barock) und dem Concerto grosso im italienischen Raum hervor, und aus dem Divertimento im deutschsprachigen. Das Violoncello vollzieht sowohl die begleitende Basslinie, auch Basso continuo genannt – die zuvor von einem Cembalo ausgeführt wurde –, als auch virtuose Solopassagen. Eine Gleichberechtigung der Stimmen auf hohem künstlerischen Niveau findet statt. Im Laufe der Musikgeschichte bildete sich der Unterschied zwischen Sätzen in orchestral und kammermusikalisch gehaltener Form heraus. Die wohl bedeutendsten Komponisten dieser Gattung stellen Joseph Haydn und Georg Philipp Telemann dar.

Das Quartett nach „Art des Komponisten Joseph Haydn“ setzte sich in der Epoche der Wiener Klassik durch. Als ein beispielhaft verbindliches, klassisches Muster dafür, trat Ende des 18. Jahrhunderts dessen Streichquartett op. 33 hervor, das allgemeine Anerkennung fand. Es zeichnete sich durch das Gleichgewicht von Brillanz, Spielfreude und Hörvergnügen aus. Menuette wurden darin durch Scherzi ersetzt, was sich aber später wieder änderte. Sowohl durch seine immer komplexer und im Tempo rasanter werdenden Kompositionen einerseits, als auch durch das Schaffen Ludwig van Beethovens andererseits, war man zunehmend immer mehr der Ansicht, dass das Streichquartett die anspruchsvollste Gattung der Kammermusik sei. Eine exzellente Professionalität trat hervor. Die Kompositionslehre „der besonderen Vollkommenheit des vierstimmigen Satzes“ bestätigte diese Ansicht.

 

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Sechs von seinen insgesamt 23 Streichquartetten (siehe: Haydn-Quartette), die in den Jahren von 1782 bis 1785 entstanden, widmete der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart dem sogenannten „Vater des Streichquartetts“ Joseph Haydn. Auch die Werke des Komponisten Franz Schubert, vor allem die drei Quartette „Der Tod und das Mädchen“, „Rosamunde“ und das „G-Dur-Quartett“, liefern eine große Brillanz, wodurch sie denen Mozarts und Beethovens durchaus ebenbürtig wurden. Aus der Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ geht hervor, dass das Streichquartett op 13 von Felix Mendelssohn Bartholdy die bemerkenswerteste Komposition der Romantik sei. Zu weiteren Komponisten des Streichquartetts zählen Edvard Grieg, Robert Schumann, Johannes Brahms, Bedřich Smetana, Giuseppe Verdi, Maurice Ravel, Claude Debussy, Arnold Schönberg, Béla Bartók u.v.m. Durch seine Kompositionen von drei Streichquartetten weist Anton Webern die aus der Zwölftontechnik abgeleiteten musikalischen Formen auf, die in die Atonalität hineinführen. Igor Strawinsky reiht lose Sätze für diese Gattung aneinander, ohne sie als Streichquartett zu benennen. Bartók mischt sowohl volkstümliche Elemente als auch eine neue Grifftechnik bei, die als das sogenannte „Bartók-Pizzicato“ Furore machte. Georg Gershwin vereint das isolierte Streichquartett zu einer Art Zwischenspiel (siehe: Interludium, lat.) mit einem vollen Orchesterklang. Die Kompositionen von Paul Hindemith und Dimitri Schostakowitsch sind es, die zur traditionell herkömmlichen Kompositionsweise des Streichquartetts zurückführen.

Anwendungsgebiete

Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierte sich zunehmend der Typus des vom Orchester unabhängig agierenden Kammermusikensembles heraus. Diese Ensemble treten in stilistischer Vielfalt entweder auf freischaffender Basis oder als sogenanntes „Quartet in Residence“ auf, indem sie das musikalische Leben an Universitäten und Musikinstituten mitbestimmen. Das trat besonders seit den 60er Jahren in Kraft. Die Komposition „Helikopter-Quartett“ von Karl Heinz Stockhausen gelangte zu einem ganz besonderen Ruhm. Er sprengte den Aufführungsrahmen dadurch, dass er vier Instrumentalisten auf vier Helikopter verteilte, wodurch er eine zusätzliche Geräuschkulisse schaffte. Komponisten wie John Cage, Steve Reich, Terry Riley und Morton Feldman gingen neue, ungewöhnliche Wege, die fernab irgendeiner europäischen Tradition waren.

Gehörst du auch dazu? Dann ist vielleicht dieser Klavierkurs interessant für dich, siehe hier. Das moderne Quartett-Schaffen unserer Epoche, das von Komponisten wie Wolfgang Rihm, Michael Denhoff und Jörg Widmann geprägt ist, soll ganz bewusst einen Neuanfang dadurch bewirken, dass es sich von strukturalistischen Denkansätzen distanziert.

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