Definition "Madrigal" Musiktheorie verstehen

Definition: Was bedeutet "Madrigal" ?

Dieser aus der Musiktheorie stammende Terminus ist dem italienischen Sprachgebrauch entlehnt, siehe hier: madrigale. Die Bedeutung lautet wie folgt: Singspiel. Gemeint ist eine Dichtkunst, die ursprünglich aus den Psalmen hervorging. Später wurden diese Verse mit weltlichem Inhalt versehen und vertont. Das fand zunächst einmal in einer freien lyrischen Ausgestaltung statt. Später entwickelte sich daraus ein mehrstimmiges Vokalstück. Die Lyrik ist in fester Form gehalten; die Zeilen sind verschieden lang.

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Das Madrigal ist eine bedeutende Gesangsform der Renaissance und des Frühbarocks. Sein Ursprung liegt in Italien; es entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Florenz und Rom. Eine solche vom Wesen her sehr frei gehaltene Gedichtform diente vielen Komponisten als ideale Textgrundlage. Die Entwicklung schritt voran: Anfangs existierten die sogenannten Vertonungen „Ballata“ sowie „Barzelletta“, die aus der älteren Komponistengeneration hervortraten. Vertreter sind Alessandro Coppini, Giovanni Serragli u.v.m. Diese machten sich die Satztechnik (Siehe Tonsatz) der in Italien wirkenden frankoflämischen Meister zu eigen, die die lateinische Motette sowie die französischen Chansons der Renaissance hervorriefen. Vertreter sind Josquin Desprez, Loyset Compère, Antoine Busnois u.v.m. In der darauffolgenden Zeit erfreute sich diese Gattung großer Beliebtheit.

Aus einer mehrstimmigen Chorkomposition ging das Sologesangsstück hervor, das eine instrumentale Begleitung erhielt. Die Textinhalte sind beinahe ausnahmslos weltlich. Im Gegensatz dazu verfügt die Motette über geistlichen Inhalt. Die Chorstücke setzen sich aus vier bis sechs Stimmen zusammen und werden seit jeher, wenn auch in abgewandelter Form, als kammermusikalisches Werk aufgeführt. Oft sind sie durch reichhaltige Klangeffekte ausstaffiert und verfügen über eine große Brillanz.

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Durch das Madrigal war den damaligen Komponisten die Möglichkeit gegeben, sich unabhängig von der dominanten sakralen Musik, die strengen Formen unterlag, zu entwickeln. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fand die Blütezeit des Madrigals statt.

ZUM MUSIKALISCHEN VERSTÄNDNIS

Aufgrund der bis ins Detail ausgeführten, komplexen Komposition des Madrigals konnte es emotional ansprechen, obgleich es beinahe ausnahmslos ohne geistlichen Gehalt war. Diese Kompositionsform brachte in kürzester Zeit unzählige neuartige Klangeffekte wie z.B. das Tremolo und das Pizzicato hervor. Die profane, weltliche Textbotschaft wurde sowohl durch Gesangsstimme und Instrumentierung als auch durch diverse neuartige, musikalische Effekte aufgewertet, sodass sie „zu Gemüte führte“. Dazu fanden Bearbeitungen der Madrigale für die verschiedensten Musikinstrumente statt. Später bildete das Madrigal dennoch die Grundlage für sakrale Musikformen wie der Kantate, des Oratoriums oder auch der frühen Oper. (Siehe z.B.  „L'Orfeo“ von Claudio Monteverdi)

EIN GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Pauschal teilt man das Madrigal in drei Epochen ein:

  1. Das frühe Madrigal (1520-1550)
  • Erster Musikdruck mit der Bezeichnung „Madrigal“ entstand
  • Vertonung der klassischen, italienischen Lyrik; einstrophig mit ein- bis zwei Reimpaaren in freier Abfolge
  • Weltliche Literatur wurde mit ernster Musik verknüpft in vierstimmiger Variante
  • Aufführungsorte vorerst Florenz und Rom, ab Blütezeit Venedig und anderswo
  • Vertreter: Philippe Verdelot, die Brüder Costanzo und Sebastiano Festa u.a.
  1. Das klassische Madrigal (1550-1580)
  • Zunahme an Ausdruck und formaler Vielfalt; immer freier
  • Fünfstimmigkeit (siehe Adrian Willaert) entweder homophon oder polyphon
  • Starke Kontraste in Rhythmus und Harmonie
  • Bedeutende Vertreter: Orlando di Lasso, Luca Marenzio, Andrea Gabrieli u.a.
  1.  Das späte Madrigal (1580-1620)
  • Nachahmungen durch englische Komponisten
  • Weltweite Ausbreitung des Madrigals nach Erscheinen der Madrigalsammlung „Musica transalpina“ in englischer Textversion
  • Madrigalkultur: Vertreter Thomas Weelkes, John Wilbye, William Byrd u.v.m.
  • Deutsche Vertreter: Heinrich Schütz, Hans Leo Hassler und Johann Hermann Schein
  • Extreme Ausdruckssteigerung durch Chromatik, kontrapunktisch gehalten, voller Unruhe
  • Viel mehr kompositorische Entfaltungsmöglichkeiten durch freiere Textvorlagen
  • Ende des Madrigals durch eine neue Art Musik, genannt barocke Monodie; es folgen Oper, Rezitativ und Oratorium nach

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