Sopran Saxophon – durchdringend, präsent und anspruchsvoll
Das Sopran-Sax wird aus Metall mit Klappenmechanik gefertigt. Aus Laienperspektive würde man leicht annehmen, es handele sich dabei um ein Blechblasinstrument. Gut vermutet, aber leider falsch. Das Sopran-Saxophon gehört wie seine Familienmitglieder zu den Holzblasinstrumenten. Durchaus kurios, aber leicht erklärbar: Die Familienzugehörigkeit ergibt sich aus der Art der Tonerzeugung. Und die erfolgt beim Saxophon – somit auch beim Sopran-Saxophon über ein Rohrblatt. Und das besteht nun mal traditionell aus Holz. Längst experimentieren die Hersteller und Musiker auch mit Blättern aus anderem Material; das wird sich kaum auf die Familienzugehörigkeit auswirken. Wenn Du statt deiner üblichen Sneakers plötzlich Gummistiefel trägst, wird man dich vermutlich auch nicht gleich enterben und aus der Familie schmeißen. Man weiß es nicht.
Hohe Anforderungen aufgrund des hohen Tonspektrums
Das Sopransaxophon ist zwar nicht das kleinste der Saxophone überhaupt, tatsächlich aber das kleinste der gängigen Saxophone. Mit dem Sopranino geht es noch höher. Das aber gehört eher zu den Exoten und wird seltener gespielt. Gestimmt ist das Sopran-Sax üblicherweise in Bb; somit klingt es zwei Halbtöne tiefer als notiert. Nicht zu vergessen allerdings, dass es dieses Instrument auch in C- oder Eb-Stimmung gibt.
In Bb-Stimmung klingt das Sopran-Saxophon eine Oktave höher als das Tenor-Saxophon und deckt einen Tonumfang von zweieinhalb Oktaven ab. Was sich möglicherweise nach einer banalen Aufzählung der Tonhöhen anhört, ist keinesfalls nur verstaubte Theorie. Ganz pragmatisch bedeutet das, dass dieses Instrument dir einiges abverlangen wird. Immerhin sind die hohen Töne am schwierigsten zu beherrschen. Und dieses Instrument hat eben nur hohe Tonlagen.
Der spezielle Reiz des durchdringend nasalen Klangs
Klanglich wird das Sopran-Sax erstens als durchdringender als seine Artverwandten und zweitens als nasal beschrieben. Stell dir einfach vor, Til Schweiger oder Jan Delay würden das Instrument spielen. Schon weißt du, was mit dem näselnden Sound gemeint ist. Zum besseren Verständnis wichtig ist aber auch, dass der Klang biegsam und äußerst dynamisch ist. Ein Vorzug, mit dem es sich als Solo- und Führungsinstrument im Satz prädestiniert.
Von beispielsweise dem Alt- und dem Tenor-Saxophon grenzt es sich nicht nur aufgrund der Tonhöhe und des Klangs ab, sondern auch durch die üblicherweise gerade Bauweise. Die Form gleicht der Klarinette. Allerdings gibt es das Sopran in drei verschiedenen Bauarten, in gerader Bauweise, in halbgebogener mit nach oben gebogenem Schalltrichter sowie in gebogener Bauweise, die wiederum dem Altsaxophon ähnelt. Der Klassiker ist und bleibt gerade.
Wo und welche Musik man Sopran-Saxophon spielen kann
Dem Sopransaxophon hängt der positive Ruf nach, häufig in klassischen Kompositionen und im Jazz zum Einsatz zu kommen. Wissen solltest du allerdings auch, dass es zumeist als Soloinstrument eingesetzt wird. Daraus ergibt sich, dass es in Orchester-Arrangements nur selten aufgeführt wird. Festanstellungen für Sopransaxophonisten in Orchestern gibt es nicht. Ungerechterweise wird es dadurch zum Nebeninstrument degradiert.
Weitaus häufiger ist das Sopransaxophon im Jazz gefragt, wenngleich es auch hier ein Schattendasein fristet. Nur wenige Solisten haben es in seiner musikalischen Vergangenheit als Hauptinstrument gewählt. Meistens waren es Tenorsaxophonisten, die immer mal wieder zum Sopran gegriffen haben und ihre Musik damit um eine weitere Klangfarbe bereichert haben, beispielsweise John Coltrane, Jerome Richardson oder Wayne Shorter. Als Sopran-Saxophonist bist du automatisch ein Exot.
Massive und gleichermaßen berechtigte Preis- und Qualitätsunterschiede
Die Preisunterschiede sind immens. Günstige Bariton-Saxophone von Startone liegen preislich bei knapp über 1.300 Euro, bei Thomann knapp unter 1.700 Euro. Die Preisleiter geht mit Instrumenten von Jupiter schnell über die 3.000 Euro-Marke, weiter mit Marken wie Ramone & Cazzani, Yanagisawa, Yamaha, Schagerl und Selmer bis über 10.000 Euro. Andere kaufen sich dafür einen gebrauchten Kleinwagen. Und solche Preise sind unbedingt berechtigt. Erstens aufgrund der Tatsache, dass nahezu alle Bauteile in Handarbeit gefertigt werden. Andererseits aufgrund der verwendeten Materialien und Bauteile.
Saxophon für Fortgeschrittene
Die Besonderheit der Mikrofonierung beim geraden Sopran-Sax
Wenn du ernsthaft Sopran-Saxophon übst und deine Fähigkeiten steigerst, wirst du irgendwann in einem Orchester, einer Jazzband oder anderen Ensembles spielen. Das wird der Zeitpunkt sein, an dem du dir Gedanken über die Abnahme per Mikrofon machen musst. Du sollst nicht nur laut genug, sondern auch in das klangliche Gesamtbild eingebettet sein. Aufgrund seiner – meistens – geraden Bauform zeichnet sich das Instrument durch eine Besonderheit bei der Mikrofonierung aus.
Grundsätzlich entweichen die Töne sowohl durch den Schallbecher als auch durch die offenen Klappen. Bei den gebogenen Instrumenten wie dem Tenor- oder Alt-Saxophon genügt ein Mikrofon, das am bzw. vor dem Schallbecher montiert wird. Beim Sopran-Saxophon genügt das aufgrund der Dimension des Instrumentes nicht, weil sich mit lediglich einem Mikrofon nicht der authentische Klang mit sämtlichen Nuancen des Soprans darstellen lässt. Aus diesem Grund werden üblicherweise zwei Mikrofone genutzt. Das erste kommt schräg vor den Schalltrichter, das zweite wird oberhalb einer Klappe in der unteren Hälfte des Sopransaxophons platziert.
Für Beginner
Die nur vermeintliche Ähnlichkeit mit der Klarinette
Optisch besitzt das Sopran-Saxophon durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit der Klarinette. Zumindest aus der Entfernung. Tatsächlich spielen etliche Musiker Klarinette und auch Saxophon. Allerdings greifen sie dabei eher zum Alto oder Tenor. Die Griffweise ist sehr ähnlich, allzu viele Zeit der Umgewöhnung solltest du nicht benötigen. Der Ansatz, weicht jedoch ab. Und das besonders beim Sopran-Saxophon. Anders als beim Alt-Saxophon benötigst du einfach mehr Ansatz. Speziell die tiefen Töne sind beim Sopran-Sax schwieriger zu intonieren als auf der Klarinette. Und schon haben wir gelernt: Die Intonation beim Sopran hat so ihre Tücken.
Spezielle Kriterien des Sopran-Saxophons
Die Herausforderung der anspruchsvollen Intonation ist einer der markantesten Gründe dafür, dass das Sopran-Sax selten als Einsteiger-Instrument genutzt wird. Hinzu kommt der gegenüber dem Alt üblicherweise auch höherer Preis. Ein weiterer Aspekt ist, dass es auf dem Sopran-Markt schlichtweg weniger Einsteiger-Instrumente gibt. Du weißt, das ist das Ding mit Nachfrage und Angebot und umgekehrt. Verstehe diese Punkte aber nicht als Kritikpunkte oder Nachteile. Wenn du dich für dieses Instrument entscheidest, kannst du bald etwas Besonderes. So soll es sein.
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